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Wie Commerzbank-CTO Burdack das Comeback vorantrieb

In seiner Keynote gab Heiko Burdack, CTO der Commerzbank, einen Einblick in die technische Seite des Turnarounds der Großbank.

Chief Technology Officer Heiko Burdack beschrieb in seiner Keynote, wie sich die Commerzbank im Zuge des Umbaus technisch neu aufstellte.

Chief Technology Officer Heiko Burdack beschrieb in seiner Keynote, wie sich die Commerzbank im Zuge des Umbaus technisch neu aufstellte.
Foto: Jan Waßmuth

Als Reaktion auf hohe Verluste und dem Ausschluss aus dem DAX hatte die Commerzbank 2021 ein Umbauprogramm gestartet, das nicht nur die Streichung von 10.000 Stellen und die Schließung zahlreicher Filialen beinhaltete, sondern zukunftsgerichtet war.

“Wir haben auf der einen Seite ganz klare, harte Cuts gemacht. Die waren schmerzhaft”, erklärte Heiko Burdack in seiner Keynote auf den Hamburger IT-Strategietagen 2024. “Auf der anderen Seite ergab sich damit als Chance, dass wir digitale Lösungen schaffen können, um diese 11 Millionen Kunden nicht mehr im Regen zur Filiale rennen zu lassen, sondern sie über eine App, über Kanäle und Produkte mitzunehmen.

Wesentliche Bestandteile der Tech-Transformation waren dabei laut Burdack die Themen:

  • Digital Technology Center,

  • API,

  • Cloud,

  • Digital Workplace,

  • Target Operation Model,

  • Innovation sowie

  • Business-orientierte IT-Evolution.

Auf drei dieser Themen ging Burdack etwas tiefer ein. So habe die Commerzbank massiv Stellen in Deutschland abgebaut, dies aber auch als Chance genutzt, um parallel in Europa mit den Digital Technology Centern in Lódz, Prag und Sofia – neben den natürlich vorhandenen Kosteneffekten – auch massiv Skills und Young Talents in die Company zu holen. Insgesamt wurden an den drei Standorten ungefähr 2.000 Leute eingestellt, 2023 allein 500 Menschen, so der CTO.

Gleichzeitig habe sich durch die vielen jungen Menschen ein enormer kultureller Effekt auf die Company ergeben. Man stelle sich eine klassische Bank mit hohem Durchschnittalter in Deutschland und um die im Schnitt 23 Jahre Betriebszugehörigkeit vor, holte Burdack aus – und dann kommen auf einmal ganz viele junge Mitarbeiter, die alle schon IT-Background besitzen und teilweise auch schon bei internationalen Unternehmen gearbeitet haben. Das habe zu einem Riesen-Push geführt, so der CTO, nicht nur bei den Skills, sondern auch in der Transformationsgeschwindigkeit und kulturell, “weil wir nämlich dadurch über Nacht zu einer internationalen Firma geworden sind”.

API-Entwicklung via Business Injection

Als weiteren wesentlichen Faktor stellte der Diplom-Informatiker das Thema API heraus. “Egal welche Branche, irgendwann kommt man am Thema Plattform nicht mehr vorbei, erklärte er. Eine der Herausforderungen dabei sei die Frage der Zuständigkeit, also das Business oder die IT. Nach längerem Hin und Her habe man sich für ein Konzept namens Business Injection entschieden, so Burdack: Ein Team von jungen, dynamischen Menschen, die von den ganzen Themen Ahnung haben, sitzen vier Tage die Woche bei den Business-Kollegen am Schreibtisch und überlegen sich, wie man die APIs technisch übersetzen kann.

Das Konzept nahm schnell Fahrt auf, so der CTO. Ende 2023 sei ein Set von 300 APIs mit 1.600 Funktionalitäten fertig gewesen und in den folgenden acht Wochen habe sich die Zahl der monatlichen API-Aufrufe auf zwei Milliarden verdoppelt. Ab einer solchen Menge mache dann wegen der möglichen Skalierbarkeit auch der Gang in die Cloud Sinn, so Burdack. Voraussetzung sei dann aber, dass man die Grundlagen dafür hat.

“Es war elementar für unser Wachstum und auch für den Erfolg, dass wir viele dieser digitalen Services bauen können”, blickte der CTO zurück. Sicher bringe die aktuelle Zinswende einer Bank enorme Effekte, diese würden aber mit der Zeit abschmelzen. “Man sieht aber ganz deutlich, dass mehr als die Hälfte der gesamten Effekte aus der Transformation kommen, nämlich aus den Kosten, aus der Geschwindigkeit, aus den Services und der Art und Weise, wie wir jetzt mit den Kunden interagieren und wie wir die Kunden mitnehmen.”

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Und auch wenn das Comeback mit guten Geschäftsergebnissen und die Rückkehr in den DAX funktioniert hat, sieht Burdack die Transformation der Commerzbank noch lange nicht als beendet an – zumal Strategien wie die Entwicklung des Workplace und die Cloud Journey noch nicht abgeschlossen seien. Man wolle den Rückenwind für die Strategie der nächsten drei Jahre nutzen, erklärte er. Als Stationen auf dieser Reise nannte er die Verwahrung von Digital Assets, den Aufbau einer Enablement-Plattform für das beschleunigte Onboarding von Entwicklern und – ganz wichtig – die Kultur.

Nachdem sich die Banken nicht durch ihre Systeme differenzieren, müsse man sich am Ende auf die Menschen fokussieren, so Burdack. Dies sei das Asset und gerade mit dem demografischen Wandel stelle sich die Herausforderung, Wissen weiterzugeben. “Wir erhalten unfassbar viele junge Menschen auch in die agilen Organisationen, die mehr oder weniger keine Führungserfahrung haben. Ich rufe Euch da wirklich auf, gebt Euer Wissen weiter, was Ihr und ich glücklicherweise über Jahrzehnte lernen durften”, wandte sich Burdack an das Publikum in Hamburg. “Sorgt dafür, dass auch das Thema Leadership nicht zu kurz kommt.”

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