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CIDO Sinanudin Omerhodzic

Wie Aldi Nord das Kundenverhalten vorhersagt

Auf den Hamburger IT-Strategietagen erklärte Aldi-Nord-CIDO Sinanudin Omerhodzic, warum der Discounter auf die enge Verzahnung von Business und IT setzt.

Aldi-Nord-CIDO Sinanudin Omerhodzic setzt auf intelligente Prognosemodelle, um den Produktverkauf in den Discounter-Märkten einschätzen zu können.
Aldi-Nord-CIDO Sinanudin Omerhodzic setzt auf intelligente Prognosemodelle, um den Produktverkauf in den Discounter-Märkten einschätzen zu können.
Foto: Frank Erpinar

Wer wissen möchte, was Sinanudin Omerhodzic unter Discount 2.0 versteht, sollte sich den Aldi-Markt im niederländischen Utrecht ansehen. Er kommt vollständig ohne Kassen aus. Kunden nutzen beim Ein- und Auschecken den QR-Code einer App. Alles andere erledigen Sensoren in den Regalböden und die im Store eingesetzte Kameratechnik.

Mit dieser Idee gewann der Aldi-Nord-CIDO den Innovation Award beim CIO des Jahres 2022. Auch wenn das Projekt in Utrecht noch mit ein paar Startschwierigkeiten zu kämpfen hat, so zeigt es doch, worauf es beim Einkauf von Gütern des täglichen Bedarfs in Zukunft besonders ankommt. “Discount bedeutet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Einkauf muss so einfach wie irgend möglich ablaufen”, sagt Omerhodzic auf den Hamburger IT-Strategietagen. “Und er sollte schnell gehen. In einem Supermarkt wollen die Menschen so wenig Zeit wie möglich verbringen.”

Das Problem dabei: Je einfacher die Prozesse aus Sicht des Kunden, desto größer der IT-Aufwand dahinter. Schließlich will der Käufer keine Enttäuschungen erleben, sondern immer genau das finden, was er erwartet. Dabei darf das Sortiment nicht übergroß sein, damit nicht bei einem Teil der Produkte das Haltbarkeitsdatum abläuft, bevor sie gekauft werden. “Es kommt darauf an, stets genau zu wissen, wie viele Kunden am nächsten Tag welche Dinge in welcher Menge kaufen wollen”, erläutert der Aldi-Nord-CIDO.

AbsatzprognEs kommt darauf an, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten

Um die dafür notwendigen Prognosemodelle entwickeln zu können, braucht es die intelligente Analyse von Daten. “Und es braucht die planvolle, enge Zusammenarbeit zwischen Business und Technology”, so Omerhodzic, der eigentlich gar nicht mehr isoliert von IT sprechen will, weil seiner Meinung nach in den kommenden Jahren die unterschiedlichen Bereiche seines Unternehmens ohnehin immer mehr zusammenwachsen – im Interesse des Kunden.

Heute komme es mehr denn je darauf an, dass Business und IT die Probleme der jeweils anderen Seite versteht und man gemeinsam an Lösungen arbeitet. Und es brauche schnelles Feedback über Produkte und ihre Performance, um schnelle Entscheidungen treffen zu können. Dafür brauche man kleine Teams mit Product Ownern, die alle notwendigen Kompetenzen auf sich vereinen. “Dabei gilt eindeutig die 80:20-Regel: Besser eine zu 80 Prozent optimale Lösung sofort als eine 100prozentige in zwei Jahren.”

Agile Arbeitswelt auf 100.000 Quadratmetern

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, braucht Aldi Nord wie andere Unternehmen auch vor allem geeignete Mitarbeiter. Für noch mehr Anziehungskraft des Unternehmens soll der vor etwa einem Jahr eröffnete Aldi Campus in Essen-Kray sorgen. Dort entstand auf 100.000 Quadratmetern eine agile Arbeitswelt, die überwiegend aus Open-Space-Büros, Co-Working-Flächen und verschiedenen Kommunikationshubs besteht. Bei insgesamt etwa 1.200 festen Arbeitsplätzen gibt es im Hauptgebäude weniger als 50 Einzelbüros. Künftig sollen auf dem Gelände, auf dem es auch eine Kindertagesstätte gibt, bis zu 2.000 Menschen tätig sein.

"Es kommt darauf an, stets genau zu wissen, wie viele Kunden am nächsten Tag welche Dinge in welcher Menge kaufen wollen", sagt Sinanudin Omerhodzic auf den Hamburger IT-Strategietagen.
“Es kommt darauf an, stets genau zu wissen, wie viele Kunden am nächsten Tag welche Dinge in welcher Menge kaufen wollen”, sagt Sinanudin Omerhodzic auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Foto: Frank Erpinar

Ein weiteres Zukunftsprojekt des Unternehmens, das CIDO Sinanudin Omerhodzic besonders am Herzen liegt, ist der Technology Hub im polnischen Krakau – eröffnet im Oktober 2021. Das Projekt setzt auf die Zusammenarbeit von internen und externen IT-Fachkräften und arbeitet an Zukunftslösungen für die Unternehmensgruppe. Mittelfristig sollen dort etwa 250 Spezialisten beschäftigt sein, parallel dazu baut das Unternehmen auch am Standort Essen die Technologie-Organisation weiter aus.

Aldi Nord und sein CIDO basteln intensiv an der Zukunft des Discounters, das wurde auf den Hamburger IT-Strategietagen erneut deutlich. Ob denn auch der Online-Handel Teil dieser Zukunft sei, wollte Moderator Horst Ellermann am Ende des Vortrags wissen. Langfristig vielleicht, so die Antwort von Sinanudin Omerhodzic, “aber aktuell kommen die Kunden immer noch sehr gerne in unsere Läden.”

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